Viel hat sich getan in der DJ-Technik in den letzten 15 Jahren, trotzdem spiele ich aktuell am liebsten mit einem Setup aus Pioneer CDJs (plus Schallplattenspieler) und 4-Kanal-Mixer. Meiner Meinung nach haben viele der neuen Technik-Entwicklungen nicht zu neuen Spaßpotentionalen auf dem Dancefloor geführt, sondern leben vor allem von zu technikorientierten DJs, die sich durch geschicktes Marketing und technische Nerderein von der DJ-Technik-Industrie einlullen lassen. Die meisten DJs werden heutzutage ihrer historisch-musikkulturellen Innovationsrolle nicht mehr gerecht und sind leider vor allem dankbare Komplizen eines DJ-Technik-Kapitalismus geworden, anstatt die Unterhaltungsmöglichkeiten elektronischer Musik auszuloten.
Die neuen Techniken tragen zwar auch problemlos und technisch auf höchstem Niveau das Prinzip elektronischer Tanzmusik in digitalisierter Form, aber die spannenden kulturellen Innovationen auf dem Dancefloor bleiben seit vielen Jahren aus. Stattdessen gibt es viel Technik, viele Updates, hohe Preise, schnelle Produktzyklen – aber keine wirklich signifikante kulturelle Innovation auf dem Dancefloor durch die neue DJ-Technik. Ob jemand mit Traktor, 4 Kanälen gleichzeitig, Controllern, Vinyl oder Pioneer CDJs auflegt, spielt für die Fabrikation und Wahrnehmung von Spaß auf dem Dancefloor bis heute eine krass untergeordnete Rolle. Ich glaube das gerade die Nähe der DJs zur Technikindustrie und die sehr technische Selbstwahrnehmung ihrer Praxis wesentliche Ursachen für den langsamen kulturellen Wandel sind – aber werde das mal noch in einem separaten Artikel erläutern.
Die wesentliche Veränderung in der DJ-Technik der letzten 20 Jahre ist ihre Digitalisierung. Und die könnt ihr aktuell komplett, vergleichsweise kostengünstig und easy anschlussfähig und konnektiv mit gebrauchten Pioneer CDJs umsetzen. Das wird übrigens auch der Grund sein, vermute ich, warum die Pioneer CDJs zum Club-Standard wurden und die Plattenspieler ablösten. Warum also die Pioneer CDJs als DJ? (Oder von mir aus auch andere Hersteller, wie Denon)
Erstens transferieren Pioneer CDJs für mich am besten das Gefühl und den Spaß des Trackmixing in die Welt des Digitalen. Wie so viele andere habe auch ich noch mit Schallplatten auflegen gelernt und das Prinzip des Trackmixings dabei verinnerlicht und lieben gelernt. Dazwischen noch einen Mixer mit paar Effekten, und somit unzählige Nächte großen Spaß erlebt. Wie Schallplatten damals legt man nun USB-Sticks mit Musikfiles auf, kann sie angleichen, hat ne riesige Musiksammlung dabei, Schlepperei fällt weg, Musik auf dem Rechner sortieren, usw.
Zweitens muss man weiter Mixen! Und das ist toll! Ich habe nie verstanden, was viele Leute gegen das Mixen haben. Mir macht Mixen großen Spaß, es macht das Auflegen zu einem Handwerk und einer Herausforderung. Man muss tatsächlich erst mal selbst was Können, um im Club bestehen zu können. Eine durchaus sinnvolle Zugangsbarriere in die DJing-Welt. Den einen Track vorhören, auf einem Ohr schon heimlich vorfühlen, wie beide gleich im Anschluss zusammenpassen. Die schöne Akustik und Freude, wenn Beats sich langsam angleichen (oder wieder auseinander poltern). Wer autosynct verpasst den halben Spaß. Und wer meint super innovativ auf 4 Kanälen vier Tracks per autosync übereinander legen zu müssen wird schnell merken, dass sich das oftmals gar nicht so super anhört bzw. nur dezent eingesetzt sinnvoll sein kann.
Drittens haben Pioneer CDJs mittlerweile auch einige Produktzyklen durch, sodass viele der Modelle der letzten Jahre zu mittlerweile erschwinglichen Preisen gebraucht erhältlich und dann problemlos viele Jahre nutzbar sind! Mir persönlich z.B. reicht schon ein CDJ-850 im Club. Klar, so ein Nexus 2000 ist schon nice, aber noch viel zu teuer und ganz viel Klimbim. Wird erst in 5 Jahren gebraucht interessant werden.
